Ungewöhnliche Tiervermittlung: Minischwein Clarence
Der Praxisbericht beschreibt das Schicksal eines Minischweins, das unter schwierigen Umständen im Einzugsgebiet von PLUTO protectora animales lebte und den langen, mühseligen Weg bis zum "Happy End".
Für uns ist die Geschichte auch deshalb erzählenswert, weil die Rettung eines Hausschweins für uns Neuland war. Unser Artikel schildert,
- wie PLUTO protectora animales auf das „Hausschwein in Not“ aufmerksam wurde
- welche Schwierigkeiten unsere Mitarbeiter mit dem Tierhalter hatten
- wie wir für CLARENCE ein neues Zuhause im Norden Spaniens fanden
und zum Schluss, - wie es ihm in der Zeit danach ging. Schon vorweg: es gab ein HAPPY END.
Wie das Minischwein zu PLUTO kam
Vorgeschichte
Genaues zur Vorgeschichte des Hausschweinchens CLARENCE wissen wir nicht. Wir müssen uns dabei ganz auf die Aussagen des letzten Besitzers verlassen, der am Ortsrand von Teulada lebte. Er erzählte uns, dass er den heute stämmigen CLARENCE noch als „Winzling“ auf einer verlassenen FINCA vorfand.
PLUTO protectora animales wurde auf das Schicksal des kleingewachsenen Schweins durch einen Anruf von Nachbarn des Tierhalters aufmerksam. Sie waren der Meinung, dass verschiedene Haustiere auf dem Grundstück und im Haus unter untragbaren Bedingungen leben müssten.
Erster Besuch vor Ort
Wie immer, wenn uns nicht artgerechte Tierhaltung oder gar Tiermisshandlung gemeldet wird, versuchen wir uns zunächst vor Ort selber eine Meinung zu bilden. Dies ist allerdings nur dann möglich, wenn wir Einsicht in das Grundstück haben oder der Tierhalter uns Zugang gewährt.
Zugang zu den Tieren zu bekommen, erwies sich zunächst als unmöglich, da der Hausbesitzer auf unser Schellen und lautes Rufen nicht reagierte. Nach etwa 1 Stunde erschien der Besitzer dann doch an der Tür, vermutlich unter Drogen.
Ein Zugang zum Haus und Grundstück wurde uns nicht gewährt, aber zumindest konnten wir ihm mehr oder weniger klar machen, welche gesetzlichen Pflichten ein Tierhalter hat und welche Strafen bei Verstößen drohen.
In der Folge: viel Überzeugungsarbeit erforderlich
Wir treffen häufig auf (zunächst) uneinsichtige Tierhalter. Von der Polizei und den lokalen Behörden ist in diesen Fällen keine praktische Hilfe zu erwarten, obwohl häufig klare Verstösse gegen Tierschutzgesetze vorliegen. Als legaler Weg bleibt uns in diesen Fällen nur die Möglichkeit, direkt oder über die Öffentlichkeit (Facebook, lokale Zeitung) auf den Tierhalter einzuwirken.
In diesem konkreten Fall waren wir nach einigen persönlichen Gesprächen und umfangreicher WhatsApp-Kommunikation erfolgreich. Zunächst konnten wir eine ausreichende und artgerechte Ernährung mittels PLUTO-Spenden erreichen.
Und einige Wochen später konnten wir den Tierhalter auch davon überzeugen, eine neue, schweingerechte Unterkunft für CLARENCE zu finden.
Mühselige Suche nach einem neuen Zuhause
Ein neues Zuhause für unseren Schützling zu finden, erwies sich als eine schwierige Angelegenheit, obwohl PLUTO es in ganz Spanien versuchte. Denn es gibt nur wenige Einrichtungen, die in der Lage sind, ein Schwein aufzunehmen. Und von diesem kam jedes Mal die enttäuschende Antwort: „Alle Plätz sind bereits belegt“.
Refugio ROKE ENEA löst unser Problem
Nach wochenlanger Suche über Facebook wurde schließlich das Refugio „ROKE ENEA“ im Baskenland (Nordspanien) gefunden. Der entscheidende Hinweis kam durch eine sich vegan ernährende Bekannte eines PLUTO-Mitglieds. Diese wies auf ein spanienweites Netzwerk veganer Tierschützer hin, das PLUTO bei der Vermittlung helfen könne.
Das Refugio bietet Tieren jeder Art Schutz und erklärte sich umgehend bereit, CLARENCE aufzunehmen. Die Leiterin der Einrichtung gab auch entscheidende Hinweise dazu, wie wir das Transportproblem lösen könnten.
Wie wir das Transportproblem lösten
Nachdem das Problem Unterkunft gelöst war, stand PLUTO vor der nächsten Herausforderung: wie bringt man ein inzwischen ca. 30 kg schweres Schwein tierschutzgerecht von Teulada in seine neue Heimat im Norden Spaniens?
Facebook-Gruppe kommt zur Hilfe
Hier kam uns eine spanische Facebook-Gruppe zugute, die sich Transporte solidario animales España (=solidarischer Tiertransport Spanien) nennt.
Tierliebende Reisende teilen hier mit, wann sie auf welcher innerspanischen Strecke ein Tier mitnehmen können. Auf diesem Weg fanden wir auch eine Transportmöglichkeit für CLARENCE.
In 2 Etappen zum neuen Zuhause
Der Reiseplan sah vor, dass PLUTO-Mitglieder das Schweinchen zunächst nach Valencia bringen und dort an eine spanische Tierschützerin übergeben. Diese würde danach CLARENCE für eine Nacht in einem Tierheim unterbringen und ihn am nächsten Tag direkt zum Refugio im Baskenland transportieren.
Der Transport selber begann nicht gut, da wir den Tierhalter erst nach 30 Minuten mit viel Lärm aufwecken konnten. Danach ging alles allerdings relativ zügig vonstatten.
CLARENCE wurde in einen großen Transportbehälter gelockt und dann von 2 starken PLUTO-Mitgliedern in einen Kleintransporter gehievt, nach Valencia gefahren und dort übergeben.
Auch die 2.Etappe mittels „solidarischem Tiertransport“ verlief ohne Probleme. Bereits einen Tag später erhielten wir eine Nachricht vom Refugio und die ersten Bilder von CLARENCE.
Geglückter Neuanfang im Baskenland
Clarence lebt nun seit mehreren Wochen glücklich in dem Refugio und hat zum ersten Mal in seinem Leben viel Auslauf im Freien. Dort kann er nach Herzenslust wühlen und schnüffeln.
Und er hat jetzt einen bequemen, windgeschützten Schlafplatz und muss nicht mehr auf dem harten Betonboden schlafen. Auch bekommt er jetzt regelmäßig gesunde Nahrung.
Aus „Clarence“ wird der Baske „Canek“
Ebenso hat sich sein Name geändert: aus dem englischen CLARENCE wurde vor Ort CANEK, vielleicht inspiriert durch den mexikanischen Berufsringern Felipe Estrada, besser bekannt unter dem Namen EL CANEK!
Wenn man jetzt den glücklichen Clarence/Canek im Schlamm wühlen sieht, ist die Assoziation zu einem „Catcher“ gar nicht so weit entfernt!
Canek ist inzwischen berühmt und wird verwöhnt
Mittlerweile ist Canek durch die viele Presse, die sein Fall in Facebook erregt hat, auch in seinem jetzigen Wohnort bekannt und er selbst zu einem regionalen Promi geworden.
So spendet ihm ein Gemüsehändler des Ortes täglich eine große Schüssel voller Köstlichkeiten: Früchte und Gemüse!
Es gibt aber noch Verhaltensauffälligkeiten
Er zeigt natürlich noch Verhaltensauffälligkeiten, die all die Misshandlungen seines jungen, 2 jährigen Lebens hinterlassen haben, aber er wird mit sehr viel Geduld und Liebe behandelt, auf die er mit Freude reagiert.