Der erste Tierschutzverein Spaniens


Die Sociedad protectora de animales y plantas de Cadiz (gegründet 1872)

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Informationssuche gestaltet sich schwierig

Wer sich für die Geschichte des Tierschutzes in Spanien interessiert, hat es nicht einfach. Was immer man als Suchbegriff(e) in Google eingibt, es kommen immer nur „Nieten“ heraus.

Tierschutz hat in Spanien im 19.Jahrhundert, in dem in vielen Ländern Europas Tierschutzvereine entstanden, augenscheinlich nicht stattgefunden. Oder zumindest hat bisher noch niemand sein Fachwissen interessierten Lesern online zugänglich gemacht.

Und dann ein Glücksfall: Ein Blogger, der auf der Suche nach einem interessanten Thema in den Archiven der Stadt Cadiz stöbert, findet eindeutige Hinweise auf die Gründung eines Tierschutzvereins im Jahr 1872.

Und es kommt noch besser: noch im gleichen Jahr erscheint eine Monografie der Autoren García Huerta und Ruiz Gómez, die sich unter dem Titel "Animales y racionales en la historia de España" ausschließlich mit der Rolle von Tieren in der spanischen Geschichte beschäftigt.

In einem Kapital mit Titel „Der Mensch und die Tiere in der Gegenwart“ geht der Autor auf die Gründung des ersten Tierschutzvereins Spanien ein: der “Sociedad protectora de animales y plantas de Cadiz".

Zur Gründung des ersten spanischen Tierschutzvereins

Die Gesellschaft zum Schutz von Tiere und Pflanzen wird am 18.Juni 1872 in Cadiz von dem Maler, Journalisten und Schriftsteller Ambrosio Grimaldi y Guitard gegründet.

Dieser gehörte zu republikanischen Kreisen, die vom Gedankengut des französischen Philosophen Charles Fourier beeinflusst waren.

Hieraus erklärt sich auch, dass die Gleichstellung von Frauen zu einem der Ziele des Vereins gehörte.

Das Vereinsprogramm

Der Verein hatte sich ehrgeizige Ziele gesteckt, die sich nicht nur auf Tiere und Pflanzen erstreckten, wie man einigen Punkten der Vereinsstatuten entnehmen kann:

  • Verstärkter Schutz von Tieren und Pflanzen
  • Weiterbildung zu Tier- und Pflanzenthemen
  • Gleichstellung der Frau
  • Einführung der Tierschutzidee in Schulen
  • Kampf für Einführung von Tierschutzgesetzen

Ein Schwerpunkt der Vereinsarbeit war zudem der Kampf gegen Stierkämpfe, Hahnenkämpfe und ähnliche Veranstaltungen.

Enge Kontakte zu inländischen und ausländischen Tierschützern

Aus der Korrespondenz des Vereins lässt sich erkennen, dass es enge Kontakte mit Gleichgesinnten in anderen spanischen Städten gab.

Was aber eher überrascht, sind die Beziehungen zu einer Vielzahl von Tierschutzvereinen außerhalb des Landes, so unter anderem zu Vereinen in Deutschland und Frankreich.

Zu den Ehrenmitgliedern des Vereins gehörten im Übrigen prominente Mitglieder von Vereinen in London, Paris und Palermo.

Ein Beispiel für die internationale Zusammenarbeit:

1879 schickte der Verein zusammen mit 19 ausländischen Vereinen ein Gesuch an König Alfonso XII, in dem dieser gebeten wird, anlässlich seiner Hochzeit geplante Stierkämpfe zu verbieten.

Wie der König reagierte, wird leider nicht erwähnt.

Der Verein löst eine Gründungswelle in Spanien aus

In kurzen zeitlichen Abständen entstehen in den Jahren ab 1872 Tierschutzvereine in verschiedenen spanischen Städten, die sich an dem Verein in Cadiz orientieren:

  • Madrid (1875)
  • Sevilla (1878)
  • Barcelona (1878)
  • Soria (1879)

Das Ende und der Neubeginn

Der Verein löst sich 1885 nach 13 Jahren seines Bestehens auf. Zu den Gründen hierfür liegen keine Informationen vor.

Ob es in den nächsten Jahrzehnten einen Nachfolgeverein mit dem identischen Namen gab, lässt sich nicht belegen.

Aber der Name existiert bis heute weiter in Form eines 1966 gegründeten Vereins, der ein Tierheim unter dem Namen „Refugio Kimba“ betreibt

Der Verein bezeichnet sich auf seiner Website als direkter Nachkomme des in diesem Newsletter vorgestellten ersten spanischen Vereins.